Dezember 2018: Werner Dütsch (1939 – 2018) (#18)

Aus traurigem Anlass: Ein frühes Zeugnis für die langjährige und intensive Zusammenarbeit zwischen Werner Dütsch und Harun Farocki.

Dütsch, der 1970 als Redakteur bei der 1966 gegründeten Filmredaktion des WDR in Köln anfing, sollte für Farocki wie für viele andere über Jahrzehnte zum wichtigsten Verbündeten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen werden. Als Redakteur und Produzent betreute er Filme von Mark Rappaport, Helke Sander, Hartmut Bitomsky, Romuald Karmakar, Frieda Grafe/Enno Patalas, Volker Koepp, Elfi Mikesch oder Gerd Kroske. Auch für Günter Peter Strascheks fünfteilige FILMEMIGRATION AUS NAZIDEUTSCHLAND war er beim WDR zuständig. Dütsch ging 2004 in Rente; in diesem Jahr waren mit Gerhard Friedls HAT WOLFF VON AMERONGEN KONKURSDELIKTE BEGANGEN?, Farockis NICHT OHNE RISIKO und Gerd Kroskes AUTOBAHN OST gleich drei erstaunliche Untersuchungen der Gegenwart und Geschichte von Ökonomie und Gesellschaft fertig geworden.

In einem Text über seine Arbeit schrieb er: „Kollegen im Hause fanden unsere eifrigen Festivalbesuche übertrieben. Wir hielten das für angenehme Weiterbildung und brachten Filme mit, die das Erste oder Zweite Programm gar nicht hätte zeigen wollen, z.B. die Debütfilme von Rappaport, Schroeter, Jarmusch, Linklater.“ Später fügte er per Mail hinzu, dass er vergessen hatte, Apichatpong Weerasethakul in die Liste aufzunehmen.

Dütsch führte auch selbst Regie, so bei einer sehr schönen Sendung über Fritz Lang, die man hier ansehen kann, und bei einer dreiteiligen Serie über das frühe Kino, die gemeinsam mit Hartmut Bitomsky entstand.

Harun Farocki hätte den Redakteur gern abgeworben und als „Sekretär“ der Einrichtung gesehen, die er sich 1975/76 ausmalte. Daraus wurde nichts.

Der hier abgedruckte Brief stand wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Projekt einer mehrteiligen „Filmkunde“, an der Farocki und Bitomsky gemeinsam arbeiteten. Unter dem Titel AUVICO hatten die beiden im Herbst 1970 einige Pilot-Spots zu dem Projekt gedreht und hofften auf eine Finanzierung.

Dütsch starb in der Nacht vom 4. auf den 5. Dezember 2018.

07.12.2018 — Archiv / Schaufenster