HaFI 002 [Material]: Leserbrief von Werner Dütsch

Eine Email von Werner Dütsch als Reaktion auf „Was getan werden soll“:

Lieber Volker Pantenburg,

Dank für Haruns Was getan werden soll und eine Anmerkung.

Harun hat mir – wahrscheinlich nach 1975 – von dem Projekt erzählt. Spannend fand ich das, ging es doch um etwas Neues, nicht um Fortsetzung oder Verbesserung bekannter Unternehmungen und Pläne. Finanzierung, Mitarbeit? Dazu gab es, so meine Erinnerung, auch nach der Umfrage keinen realistisch scheinenden Vorschlag. Im Nachhinein verwundert mich, warum  der programmatische Text nicht in der Filmkritik erschienen ist, aber Antworten auf die Umfrage an die Redaktion zu richten waren.

Das unbekannte wir des Aufrufs denkt daran, einen sekretär oder verbindungsmann einzusetzen, der hauptamtlich herausfindet, wo welche mittel zu beschaffen sind. Es hat mich verwundert, wenngleich es mir auch geschmeichelt hat, von Harun gefragt zu werden, ob ich diese Arbeit nicht übernehmen könne, hauptamtlich. Angesichts üppiger Pläne, einer leeren Kasse und ganz immaterieller Reaktionen auf die Umfrage wurde daraus nichts.

Jahre später war ich Haruns Redakteur bei Produktionen, die ich nicht als Einlösung, aber als praktikable Fortsetzung des alten Plans begriff: Filme, für die Harun – und immer mit Mitarbeitern – gezielt Material suchte für das Gesicht von Peter Lorre,  für Arbeiter verlassen die Fabrik, für Der Ausdruck der Hände oder für Ein Tag im Leben der Endverbraucher. Begrenzung auf einzelne Bildtopoi, wie dann auch in vielen noch nachfolgenden Arbeiten.

Anlässlich von Der Ausdruck der Hände erzählte ich Harun von den Gesten der Maria und des Engel Gabriel auf Bildern der Verkündigung. Das hat Harun, so wenig religiös wie ich, sehr interessiert. War es nicht mehr unterzubringen in den nur 29 Minuten des Films oder lieferte ich einfach kein brauchbares Material?

September 2016

Mit herzlichen Grüßen,

Werner Dütsch

15.09.2016 — Projekte / Forschung