Medizinischer Internationalismus

Die Nachrichten des vergangenen Wochenendes über die 65 kubanischen Ärzte, Krankenschwestern und Techniker, die auf dem Mailänder Flughafen eintrafen, um den Kampf des italienischen Gesundheitssystems gegen das Coronavirus zu unterstützen, wurden begleitet von Fotos (oben ein Bild von der Reuters-Website) eins Teils der Delegation, kurz vor ihrem Abflug nach Europa. Die Ärzte posierten für die Kamera, während sie ein Porträt von Fidel Castro in ihrer Mitte hochhalten und (wie es scheint) zu streicheln, und schwenken kubanische und italienische Papierfähnchen, um eine Form der Freundschaft zwischen den Nationen zu demonstrieren, von der man lange glaubte, sie gehöre zu einer längst vergangenen Ära des Internationalismus des Kalten Krieges. Dabei wurde Kubas medizinischer Internationalismus (John M. Kirk/H. Michael Erisman) seit der Revolution von 1959 bis heute fortgesetzt. Bevor das Land medizinisches Personal nach Italien schickte, hat es in den vergangenen Wochen bereits Ärzte und Krankenschwestern nach Venezuela, Nicaragua, Surinam, Jamaika und Grenada entsandt, um anlässlich der aktuellen Krise Hilfe zu leisten.

Die Zahl des kubanischen medizinischen Personals wird auf über 38.000 in über 60 Ländern geschätzt, wobei mehr als 20 Prozent der kubanischen Ärzte im Ausland arbeiten. Wie Gail Harley 2017 schreibt: „Kuba (11,4 Millionen Einwohner) hat mehr medizinisches Personal, das im Ausland arbeitet, als die Weltgesundheitsorganisation und die G7-Länder zusammen. Darüber hinaus verfügt Kuba über die größte medizinische Schule der Welt – die 1999 gegründete Lateinamerikanische Medizinschule (ELAM) -, an der über 8.000 Studierende eingeschrieben sind, die meisten davon aus Entwicklungsländern. Die Schule betreibt auch eine positive Diskriminierung von Familien mit beschränkten Mitteln und benachteiligten Gemeinschaften wie den schwarzen und indigenen Gemeinschaften Mittel- und Südamerikas“.

 

In Guinea-Bissau, 1974 (Foto: Roel Coutinho)

Die Bilder der kubanischen Coronavirus-Krisendelegationen verlängern eine historische Ikonographie der kubanischen Ärzte, die sich in den 1960er und 1970er Jahren weltweit für antikoloniale Kämpfe einsetzten. Castros kämpferischer Internationalismus wird jetzt wirkungsvoll aktualisiert. Mit China und Russland (und Deutschland und anderen), die sich der medizinischen Hilfskampagne für Italien anschließen, wird die Pandemie zur Bühne für die Wiederbelebung eines längst vergessenen, wenn auch dringend benötigten Internationalismus. TH

Kubanischer Arzt im Krankenhaus von Cobinda, Angola (Foto: Ricardo López)

 

23.03.2020 — Rosa Mercedes / 02