glatt und fein

Leila Brinkmann

Leila Brinkmann, glatt und fein, 2023, Video / Video Installation, 9:04 min © The artist

glatt und fein ist eine 2-Kanal-Videoinstallation über die Konstruktion der Hausfrau – nicht als universelle Figur, sondern als historisch gewachsene Rolle. Im Zentrum steht die Sammlung des Museums für Sächsische Volkskunst Dresden, deren Objekte eine spezifische weibliche Alltagserfahrung sichtbar machen: Puppenküchen, Stickereien, Haushaltsratgeber. Artefakte, die nicht nur als Zeugnisse einer vergangenen Lebensrealität fungieren, sondern als Medien der Disziplinierung und Idealisierung.

Die Arbeit legt eine Leerstelle offen: die museale Unsichtbarkeit des historischen Moments, in dem weibliche Arbeit von produktiv zu „reproduktiv“ umgedeutet wurde, ein Wandel, der nicht nur ökonomisch motiviert war, sondern tief in soziale Ordnungssysteme eingreift.

Drei Objektgruppen stehen im Fokus: Stickereien, Ratgeberliteratur und Spielzeug. In ihnen verdichten sich moralische Imperative, normative Rollenvorstellungen und die subtilen Mechanismen geschlechtlicher Sozialisierung. Die Installation konfrontiert diese Ästhetik der Selbstdisziplin mit dokumentarischer Bildsprache und einer fragmentierten Soundebene, die zwischen Alltagsintimität und ideologischer Überformung oszilliert.

„Es hat keine Launen und Stimmungen, kennt keine Nerven und würde sicher sehr reich belohnt werden, wenn es nicht eine Maschine wäre.“ – Friedrich Otto: Das elektrische Dienstmädchen

Die Ausstellung „ Wir zeigen , was wir (nicht) wissen “ der HGB Leipzig am 22.20.2023 in Japanisches Palais von Staatliche Kunstsammlungen Dresden © Oliver Killig

Leila Brinkmann (1992) ist Medienkünstlerin und Szenografin. Ihre interdisziplinäre Praxis verbindet konzeptuelle Recherche mit performativen, installativen und filmischen Formaten. Ihre Arbeiten kreisen um Popkultur, feministische Perspektiven und Institutionskritik, oft verbunden mit einer forschenden, prozessorientierten Haltung. Sie interessiert sich für fragiles Materialverhalten, symbolische Systeme und das Sichtbarmachen struktureller Widersprüche.

Leila studierte „Expanded Cinema“ an der HGB Leipzig und zeigte ihre Arbeiten u. a. im Museum der bildenden Künste Leipzig, im Japanischen Palais Dresden und bei der AundO Kunsthalle. Sie ist Teil des Musiktheaterkollektivs Schatz & Schande und Mitgründerin des Leipziger Kulturvereins hp_sieben e.V.

17.08.2025 — Rosa Mercedes / 09